denken viele Eltern von zwei- bis dreijährigen Kindern beim stolzen Berichten anderer Eltern über die Erfolge ihrer Kinder.

Es ist immer noch sehr verbreitet, dass der zweite Geburtstag spätestens der Start für ein Sauberkeitstraining sein soll, obwohl dies wissenschaftlich widerlegt ist. Heute weiß man, damit ein Kind überhaupt fähig ist, sauber zu werden, müssen die Nervenbahnen zwischen Blase/Darm und Gehirn erst ausreifen und dies ist frühestens am Ende des zweiten Lebensjahres, häufig jedoch erst im Laufe des dritten Lebensjahres, so differenziert geschehen, dass ein Kind zur perfekten Kontrolle seines Schließmuskels fähig ist.

Das Kind darf sich auch zu Beginn des 3. Lebensjahres noch Zeit lassen, da das Sauberwerden von Kind zu Kind (auch zwischen Geschwistern) sehr unterschiedlich sein kann und auch durch andere aufregende Geschehnisse in der Familie wie die Geburt eines Kinder oder Umzug in den Hintergrund rücken kann. So ist manchmal ein 2-jähriges Kind an Toilette und Töpfchen sehr interessiert und ein 3-jähriger weiß noch nichts damit anzufangen.

Eltern können das Tempo des Sauberwerdens nicht bestimmen, sind jedoch wichtige Begleiter.

Nach folgenden Entwicklungsschritten läuft meist der Weg zur Blasen- und Darmkontrolle ab, nennen wir es doch besser Erfolgsschritte:

  1. Erfolgsschritt:

Das Kind ist aufmerksam für die Signale im Bauch. Manchmal sagt es vielleicht auch „im Bauch drückt was“.

  1. Erfolgsschritt:

Die Eltern beobachten „ die Meldung im Nachhinein“, d.h. ein Kind setzt sich oft in die Ecke, hat noch die Windel an und macht bewusst hinein.

Den Eltern sollte nun bewusst sein, dass dies keine Panne ist, sondern dass die Meldung im Nachhinein ein wichtiger Schritt zum Erfolg und ein dickes Lob Wert ist.

  1. Erfolgsschritt:

Das Kind nimmt nicht nur den Harndrang wahr, sondern versucht auch, darauf zu reagieren, indem es trippelt, tänzelt, die Oberschenkel zusammenkneift, um den Harndrang ungeschehen zu machen. Wichtig werden jetzt die Eltern, diese Anzeichen zu erkennen und darauf zu reagieren, indem wir das Kind ansprechen: „Ich glaube, du musst Pippi machen, komm, wir versuchen es mal auf dem Töpfchen“.

  1. Erfolgsschritt:

Kinder melden ihre Empfindungen und teilen schon einmal deutlich mit: „Mama/ Papa, ich muss mal“ oder „Mama/Papa Pippi!“ Um nun rechtzeitig auf die Toilette oder das Töpfchen zu kommen, sind die Eltern gefragt.

Sendet uns das Kind Signale, dass es muss, können wir sein Bedürfnis nicht auf die lange Bank schieben, sondern müssen umgehend reagieren, denn erst in einer letzten Phase der Sauberkeitsentwicklung können Kinder Urin und Stuhlgang auch für längere Zeit einhalten.

Was noch zu überlegen ist:

  • Hat Ihr Kind schon die ersten Erfolge auf dem Töpfchen, macht es Sinn, eines auch bei Ausflügen, Besuchen usw. dabei zu haben, um auf seine Meldungen reagieren zu können.
  • Bereitet Ihrem Kind der Stuhlgang Schmerzen, achten Sie doch einmal darauf, ob Ihr Kind genug trinkt oder vollwertige Nahrung die Verdauung fördern könnte.
  • Eltern sollten ihren eigenen Toilettengang nicht tabuisieren, sondern das Kind als ganz selbstverständlich erleben lassen.
  • Vermitteln Sie Uhren Kindern nicht, dass Toilette usw. etwas Ekliges ist und nennen den Inhalt des Töpfchens „Bähh“ oder „Pfui“. Das Kind ist ja erst einmal stolz auf sein „Pippi“ oder „Kacka“ und darf es auch selbst in der Toilette runterspülen.
  • Der Weg zum Sauberwerden ist oft durch kleine Missgeschicke gekennzeichnet, deshalb sollte man auch noch über einen längeren Zeitraum Wechselwäsche dabei haben, um dem Kind aus einer misslichen Situation ohne großes Aufheben helfen zu können. Auch hilft Kleidung, die einfach und schnell zu öffnen ist.
  • Schimpfen Sie nicht, wenn das Geschäft einmal in die Hose geht. Ihr Kind macht das nicht absichtlich. Ihr Kind braucht jetzt Trost.
  • Berichten Sie Erzieherinnen oder anderen Betreuungspersonen, wenn Ihr Kind erste Signale sendet. Es ist wichtig, hier an einem Strang zu ziehen.
  • Stellen Sie sich darauf ein, dass Toiletten und alles was damit zusammenhängt in nächster Zeit hochinteressant sein können. Ihr Kind ist einfach neugierig!
  • Informieren Sie sich selbst, denn die meisten Probleme bei der Sauberkeitsentwicklung entstehen durch falsche Erwartungen und falschen Rat.

Ein Wort zu früher:

Tatsächlich war es so, dass die Sauberkeitserziehung schon nach Vollendung des ersten Lebensjahres begann. Dies hatte ganz praktische Gründe, nämlich, dass Windeln zu waschen und trocknen einen enormen Aufwand bedeuteten. Kinder wurden oft mehr als 5-mal täglich für längere Zeit aufs Töpfchen gesetzt und das eine oder andere Kind war tatsächlich sehr früh trocken.

In den letzten 30 Jahren hat sich die Sauberkeitserziehung entschärft und immer weniger Eltern erwarten eine perfekte Blasenkontrolle zwischen dem 1. und 2. Lebensjahr, sondern geben ihrem Kind die Zeit, die es braucht.

Letztendlich sind gleich viele Kinder (verglichen mit früher) mit 4 Jahren stabil trocken, auch diejenigen, die man mit wesentlich weniger Stress und Aufwand in ihrer Entwicklung begleitete und auf ihr eigenes Körpergefühl achten ließ.

Ihr Kind wird es Ihnen danken, wenn Sie es auf dem Weg zum Trockenwerden einfühlsam unterstützen – ein Mosaiksteinchen zu einer selbstbewussten Persönlichkeit.

Carola Möller

Diplompädagogin