Durchsetzungskraft, Mut und Eigenständigkeit der Mädchenfiguren in den Büchern Astrid Lindgrens sprengen alle Begrenzungen, die aufgrund des Geschlechts und des kindlichen Alters von Pippi und Ronja vom Leser erwartet werden. Obwohl das Kinderbuch „Pippi Langstrumpf“ bereits 1945 erschien und mit Rollenstereotypien aufräumt, kommt eine Studie  der Harvard Graduate School of Education 2010 zum Ergebnis, dass männliche und weibliche Teenager und ihre Eltern Vorurteile gegenüber Mädchen und Frauen haben, die eine Führungsposition übernehmen möchten.

Aber wie gelingt es Eltern, ihre Töchter zu selbstbewussten, starken und mutigen Mädchen zu erziehen, die sich irgendwann einmal selbst die Führungsposition zutrauen?

  • Trauen Sie Ihrer Tochter etwas zu! Widerstehen Sie Ihrem Impuls, jeden Stein aus dem Weg räumen zu wollen und erlauben ihr eigene Fehler und Erfahrungen zu machen. So entsteht das Gefühl, etwas selbst geschafft zu haben. Das macht stark und gibt Selbstvertrauen.
  • Selbstwirksamkeit heißt das Zauberwort! Indem Ihre Tochter ein altersangemessenes Mitspracherecht erhält, wird sie feststellen, dass sie etwas zu sagen hat und ihr Selbstbewusstsein wird gestärkt. Lassen Sie sie entscheiden, ob sie die blaue oder die grüne Hose anziehen möchte und ob es am Wochenende zum Klettern oder in den Tierpark geht.
  • Konflikte erwünscht! Mädchen verhalten sich häufig angepasst, um die Anerkennung oder die Freundschaft der anderen nicht zu verlieren. Ermutigen Sie Ihre Tochter dazu, sich nicht alles gefallen zu lassen, sich zu wehren. Zeigen Sie ihr, wie sie für ein Anliegen eintritt, um das Erwünschte zu erhalten.
  • Toben, Schmutz und frische Luft ja bitte! Viele Mädchen malen und basteln gerne, spielen und toben daher seltener draußen als Jungen. Ermutigen Sie Mädchen, im Freien zu spielen – dort wichtige Erfahrungen zu sammeln. Eine solche Erziehung fördert deren motorischen Fähigkeiten, stärkt das Selbstbewusstsein und hilft, die eigenen Kräfte besser einzuschätzen. Gehen Sie Zelten, machen Sie Geocaching in fremdem Terrain und vermitteln Sie Naturerlebnisse.
  • Technik macht auch Mädchen Spaß! Nach landläufiger Meinung sind Mädchen an Technik wenig interessiert, weshalb ihnen entsprechende Angebote oft vorenthalten werden. Beteiligen Sie ihre Tochter am nächsten Reifenwechsel, beim Umbau im Haus, besuchen Sie ganz selbstverständlich (auch) technische Museen und bieten Sie entsprechendes Spielzeug an.
  • Die räumliche Wahrnehmung fördern! Die räumliche Vorstellungskraft von Jungen ist besser als die vieler Mädchen. Dies lässt sich evolutionspsychologisch erklären. Anders als die Frauen mussten sich Männer vor Jahrtausenden viele Kilometer von ihrer Hütte entfernt orientieren, um Wild zu jagen. Dieser Unterschied lässt sich allerdings durch Training relativ schnell ausgleichen. Such- und Zuordnungsspiele und das Zutrauen der Eltern, dass ihre Töchter selbst den Schulweg und ähnliche räumliche Herausforderungen meistern können, lässt Geschlechterunterschiede verschwinden.

Kirsten Hückel-Dege

Dipl.-Sozialpädagogin