Ende Juli gibt es wieder Zeugnisse und Josef Kraus, Vorsitzender des deutschen Lehrerverbands, bestätigt: „Häufig leiden Eltern mehr unter den Zeugnissen als die Kinder selbst“. Andere Studien sagen, dass die Angst vor schlechten Leistungen in der Schule für 30 Prozent der Schüler das größte Problem in ihrem Leben ist.

Wie sollen Eltern sich verhalten, wenn die Zensuren schlecht ausfallen oder das Kind das Schuljahr gar wiederholen muss?

Locker bleiben

Sind Eltern sehr emotional, kritisieren sie ihr Kind mitunter sehr undifferenziert. Nach dem Motto: „Schon immer wusste ich, dass du ein Versager bist.“ Solche Sätze nagen am Selbstwertgefühl. Sagen Sie ganz genau, auf welche Leistungen Ihres Kindes Sie stolz sind und welche Noten besser sein könnten. Poltern Sie nicht direkt los. Fragen Sie Ihr Kind, womit es selber zufrieden oder unzufrieden ist. Loben Sie gute Leistungen. Gab es Absprachen, die nicht eingehalten wurden, sollten Eltern dies ansprechen und Konsequenzen folgen lassen.

Vielleicht hilft es Ihnen, sich klar zu machen, dass der gesamte Lebenserfolg nicht von einem einzigen Zeugnis abhängt, und Sie selbst auch die eine oder andere „Schleife“ gedreht haben, um zum Ziel zu kommen.

Trösten

Fällt das Zeugnis Ihres Kindes nicht so aus wie erhofft und erwünscht, braucht ihr Kind von Ihnen in dieser Situation zuallererst Trost und die unmissverständliche Versicherung, dass es von Ihnen weiterhin bedingungslos geliebt wird. Machen Sie sich bewusst, dass Kinder gerade bei schlechten Noten, Ihre Anerkennung für seine Bemühungen und Anstrengungen braucht.

Ursachen suchen

Setzen Sie sich in Ruhe mit ihrem Kind zusammen, um gemeinsam herauszufinden, wo die Ursachen für schlechte Zensuren liegen. Sehen Sie die Stärken und weniger die Defizite im Zeugnis. Schaut man auf das, was das Kind gut kann, gibt das unglaublichen Rückenwind und motiviert Ihr Kind weiterzumachen, statt den Kopf in den Sand zu stecken.

Suchen Sie das Gespräch mit den Lehrkräften, um sich gegebenenfalls das Zustandekommen einzelner Noten erklären zu lassen. Verfallen Sie nicht in Panik und schimpfen Sie nicht.

Realistisch sein

Fragen Sie sich selbstkritisch, ob Ihre Erwartungen realistisch oder die Entscheidung der Schulwahl richtig sind. Sollten Kinder auf Dauer die Erwartungen ihrer Eltern nicht erfüllen oder dem Leistungsdruck in der Schule nicht standhalten, können sich Ängste oder körperliche Symptome wie Bauchweh oder Kopfschmerzen entwickeln.

Zukunftsplanung

Versuchen Sie „nach dem ersten Schreck“ den Blick wieder nach vorne zu richten. Schmieden Sie gemeinsam mit Ihrem Kind Pläne für die Zukunft. An einem Gespräch mit der Schule sollte Ihr Kind unbedingt teilnehmen, dies fördert Verantwortungsbewusstsein und Selbstwirksamkeit – beides gute Begleiter für ein zufriedenes und erfolgreiches Leben.

Klären Sie gemeinsam mit Ihrem Kind, welche Unterstützung von wem hilfreich sein kann. Setzen Sie gemeinsam realistische Ziele. Halten Sie im kommenden Schuljahr regelmäßigen Kontakt zur Schule und widerstehen Sie dem Drang, Ihr Kind ab jetzt übermäßig zu kontrollieren.

Genießen Sie die Ferien

Schüler und Eltern sollten die sechs Wochen Sommerferien trotz schlechtem Zeugnis unbeschwert genießen. Unternehmen Sie viel gemeinsam, lachen Sie zusammen und erfreuen Sie sich an den schönen Seiten des Familienlebens. Hierdurch pflegen Sie die Beziehung zu Ihrem Kind und erfahren viel voneinander. Denn Erziehung funktioniert nur mit (guter) Beziehung.

Kirsten Hückel-Dege

Dipl.-Sozialpädagogin